Paris, nicht nur Paris, im November. Wir leben an der Peripherie einer großen kriegerischen Auseinandersetzung. Dieser Krieg ist schwer zu fassen, doch unausweichlich, solange Krieger den grenzenlosen Krieg erklären. Jedem, überall, jederzeit.
Wir wollen diesen Krieg nicht. Aber die Hilfe für Menschen, die vor diesem Krieg flüchten, kann uns nicht davor schützen, eine Position einzunehmen. Einfach raushalten geht nicht. Wer wüsste das besser, als die Kriegsflüchtlinge, die zu uns kommen.
Die Fronten in diesem Krieg verlaufen kreuz und quer, drunter und drüber. Die alten Kategorien führen in die Irre, und die Lage bleibt unübersichtlich. Neutralität ist auf Dauer keine Lösung. Genauso wenig klug erscheint es, sich ohne kühle Strategie in einen Krieg zu verstricken, ohne Ziel und Plan, ohne ein tieferes Verständnis der Situation und ohne eine strategische Vorstellung davon, wohin das führen soll und wie dieser Krieg zu beenden wäre.
Davon ist Europa gegenwärtig sehr weit entfernt. Wenn sich die westlichen Staaten in dieser existenziellen zivilisatorischen Auseinandersetzung, in der es um grundlegende Werte und Regeln geht, mit den Feinden eben dieser Werte und Regeln verbünden, wird offenbar, dass die politischen Eliten nicht verstanden haben, worum es in diesem Kampf geht.
Die herrschenden Eliten haben keine Vision von einer gerechteren Weltordnung und wiederholen die alten Fehler. Der Fehler besteht darin, die starken Regeln nicht wirklich zu leben und konsequent durchzusetzen. Nach Innen und nach Außen. Schlimmer noch, die Regeln werden öffentlich gepredigt und gefeiert, aber backstage mit Füßen getreten. In stillem Einvernehmen, klammheimlichen oder höhnisch zur Schau gestellt.
Die Gemeinschaften mit den starken Werten zeigen sich schwach. Das macht die Feinde von Freiheit, Gleichheit und Solidarität stark.