Vom Träumen

img_4204Ein Traum ohne Wirklichkeit bedeutet mir ebenso wenig
wie reine Wirklichkeit ohne Traum
(Max Reinhard).

Was tun, wenn unsere Träume, die größeren oder die kleineren, sich auflösen? Der Traum Nelson Mandelas niedergetrampelt von Jacob Zuma. Das Nicaragua der Sandinistas, heute eine Art Familiendiktatur der Ortegas. Das sind nur zwei Beispiele einer schier endlosen Liste. Was also, wenn die Träume auf dem harten Pflaster der Realität zerplatzen, wenn das weiträumige Träumen fast regelhaft ins Desaster führt? Sollen, können, dürfen wir noch träumen? Was wird aus dem Geträumten? Wohin geht das Träumen?


img_4139Solange
ich denken kann, war ich verträumt. Ich träumte im Gehen, beim Spielen, in der Schule, an der Uni, auf Wiesen, unter Wolken oder Plakaten, an Stränden, in Zügen. Ich träume lesend, sprechend, schreibend und beim Arbeiten. Beim Schlendern durch Städte vergesse ich träumend die Zeit. Ich träume allein und gemeinsam mit anderen – manchmal träume ich noch, wenn die anderen schon längst weitergezogen sind.

Ich kann mir nicht vorstellen, nicht zu träumen. Könnte ich nicht mehr träumen, fühlte ich mich lebendig begraben.

 Aber was wird aus unseren Träumen, wenn wir versuchen, sie zu verwirklichen? Immerhin bin ich mit dieser Frage nicht allein. Amoz Oz hat sie in seinem großen Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsterniss, gestellt. Hellsichtig, poetisch wie kein anderer (und gerade verfilmt von Natalie Portmann). Ein Teil stirbt, ein anderer Teil lebt weiter. Vielleicht.

Dont’t fly to the moon
with your dreams

dont’t fly to the moon
with your dreams

träume vom leben
lebe im traum
träume lebend
lebe träumend

in den nischen,
in den zwischenräumen
blüht das träumen

dont’t fly to the moon
with your dreams

Über Jan Bleckwedel

Psychologe und Autor
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