Es fühlt sich noch surreal an. Aber dies ist nicht „House of Cards“ oder „Dalles“. Es ist Realität. Bittere Realität. Dramatische Realität. Der Beginn eines politischen Alptraums, dessen Ende und Ausmass nicht abzusehen ist.
Die Hälfte der Amerikaner hat einen windigen Unternehmer mit Killerinstinkt ins Amt des Präsidenten gewählt. Einen psychisch schwer gestörten Mann, der öffentlich damit prahlt, sich Frauen kaufen zu können und keine Steuern zu zahlen.
Donald Trump ist ein Typ, der dem psychischen Profil seiner Wähler ziemlich genau entspricht: ungebildet, politisch roh, frustriert vom Niedergang des amerikanischen Traums – von dem alle träumen, ob sie nun weiss oder farbig, Männer oder Frauen oder irgend etwas anderes sind – im homeland Amerika, zornig über den Verlust von Hegemonie, wütend über den Verlust des Gefühls von Überlegenheit, voller Ressentiments gegenüber allem, was „anders“ ist, in Träumen und Phantasien rückwärtsgewandt, aggressiv bis zum Anschlag, vernarrt in Waffen, besessen vom Kämpfen, unberechenbar und gewaltbereit.
Man sollte sich nicht täuschen lassen von den fast putzigen Bildern Barak Obamas mit Donald Trump im weißen Haus. Hier geht es nicht um Möbel, um Stil, um guten oder schlechten Geschmack, oder irgendein business as usual im Sinne von „neuer Präsident-neues Spiel“.
Hier geht es um eine historische Machtübergabe an eine Gruppe rechtsradikaler Männer, die, mit dem Gefühl ihre Welt mit dem Rücken zur Wand retten zu müssen, zu allem entschlossen sind.
Donald Trump, die Tea-Party und eine Truppe reaktionärer und rachsüchtiger Republikaner an den Hebeln der Macht. An der Spitze der mächtigsten Militärmaschine der Welt. In den Chefetagen von FBI, CIA, DIA und NSA. Und natürlich werden die Herren aus der Position der Stärke auch ihre Deals machen, mit den Bullen der Wall Street ebenso wie mit den mächtig reichen und coolen T-shirt-Trägern vom Silicon Valley.
Donald Trump hat seinen Wählern im Habitus des Immobilienmaklers und mit einer Gestik, mit der man Heizdecken auf Helgoland verkauft, alles mögliche vom blauen Himmel herunter versprochen. Amerika wieder ganz groß, alle stolz und jeder (!) Wähler persönlich reich. Natürlich wird er das nicht liefern können.
Wie sichern Trump und seine Truppe dann ihre Macht? Trump wird das tun, was all die machtgeilen Machos, die durchgeknallten kleinen und großen Caudillios, Oligarchen und Drogenbarone, die größenwahnsinnigen Führer und falschen Erlöser vor und nach Hitler, Stalin und Mao immer schon getan haben und immer wieder tun werden. Er wird gegen die inneren und äußeren Feinde – die ja schon „erfunden“ und identifiziert sind (Das System, die Medien, die liberalen Eliten, die ….) – noch härter vorgehen. Die Eskalation von Gewalt und Krieg ist vorprogrammiert.
Die westlichen Demokratien befinden sich schon länger in keinem guten Zustand. Gesellschaften, die ihre eigenen Regeln nicht einhalten und ihre Werte nicht so umsetzen und durchsetzen können, dass diese für eine Mehrheit im wirklichen Leben spürbar werden, verlieren nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Berechtigung, weiter zu existieren. Sie geraten in die Defensive. Andere Modelle werden attraktiv. Zum Beispiel Mixturen als totalitärem Staat, neoliberal inspiriertem Wirtschaften und „freiem“ Konsum.
Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika läutet eine neue historische Phase ein. Das, was wir Demokratie nennen, das Modell Demokratie, die Kultur der Demokratie, wird ums nackte Überleben kämpfen müssen.
Auf diesen Kampf sind wir nicht gut vorbereitet.